Deutscher Freidenker-Verband e.V. – Rheinl.-Pfalz / Saar

Begegnungen „der unheimlichen Art“ mit der KI und eine Empfehlung

Montag, 23. Dezember 2024 von DFV-RPS (DRR)

von Sophia Eigner

Nachtrag s.u.

An der Künstlichen Intelligenz kommt bald niemand mehr vorbei. Auch für die Recherche werden KI-Tools (oder AI für Artificial Intelligence) immer öfter eingesetzt, was sehr sinnvoll ist. Das Thema ist aber nahezu unerschöpflich, die Entwicklung in dem Bereich überschlägt sich regelrecht und man wird selber fast erschlagen mit ständig neuen Informationen, Tools, „Prompts“, Updates… Dazu kommt noch die Befürchtung, von der neuen Technik und den dahinterstehenden Mächten versklavt zu werden und jede Freiheit zu verlieren. Dies macht es nicht einfach für Laien – und insbesondere für ältere Mitbürger, hier einen adäquaten Einstieg zu finden.

Die bekanntesten KI-Tools – quasi die derzeitigen Platzhirsche – sind ChatGPT und Bing KI (oder auch „Copilot„). „Beide Chatbots funktionieren ähnlich und basieren auf der Verarbeitung von maschinellem Lernen, der natürlichen Sprache sowie neuronalen Netzen. Auch wenn beide auf demselben GPT-Sprachmodell (Generativ Pre-trained Transformer) basieren, werden dennoch verschiedene Versionen ausgeführt.“ (so der Artikel von Angie Klörig, der die Unterschiede zwischen den beiden Varianten herausschält: ChatGPT vs. Bing AI – Was ist besser? ).

Seit einiger Zeit ziehe auch ich ab und zu einen auf KI basierenden Chatbot zu Rate. Aus mehreren Gründen entschied ich mich damals für  „Copilot“ von Bing (in der kostenlosen Variante höhere entwickelte Version mit mehr Potential, direkter Zugriff auf das Internet, aktuelles Datenmaterial) und blieb dann dabei. Die Antworten waren teilweise recht brauchbar. Bei kritischem Gebrauch ist die Einseitigkeit der Ergebnisse jedoch augenfällig und frustrierend. Wie bei der Wikipedia werden insbesondere politische und kontroverse Themen stark geframed. Und sowieso unterliegen die großen Sprachmodelle einer Zensur und verweigern bei bestimmten Fragen die Antworten ganz offen ( „politisch inkorrekt“). Durch die Gewichtung der KI und dem unterlegten Algorithmus ist außerdem eine verstärkte Gleichschaltung zu befürchten: Vom Mainstream abweichende Meinungen werden noch deutlicher aussortiert bzw. geframed und könnten letztlich vielleicht irgendwann ganz verschwinden, wie in der dystopischen Prophezeiung von George Orwell in seinem Buch „1984“ (geschrieben in den Jahren 1946 – 1948):

„Und wenn alle anderen die von der Partei verbreitete Lüge glaubten – wenn alle Aufzeichnungen gleich lauteten – dann ging die Lüge in die Geschichte ein und wurde Wahrheit.“

Das sind nur ein paar wenige angerissene Probleme, die uns diese neue Technik beschert. Mit Licht und Schatten, Fluch und Segen setzt sich beispielsweise Gustav Viktor Śmigielski in einem Standpunkt auf apolut intensiver auseinander: Der virtuelle Diener.  Oder auch Christian Rieck in einem Beitrag auf Youtube (den Superschnellsprecher Rieck kann man in der Geschwindigkeit drosseln durch Anklicken des Zahnradsymbols | Wiedergabegeschwindigkeit).

Zensur durch ChatGPT: Was können wir noch sagen? | Prof. Christian Rieck:

Der Datenanalyst Tom Lausen hat vor mehreren Monaten im Rahmen eines Symposiums der KI (in diesem Fall ChatGPT) auf den Zahn gefühlt, mit einigem Humor das Framing bezüglich der Corona-Impfung vorgeführt und den Chatbot „in die Enge“ getrieben:

 

Doch zurück zu meinen Erfahrungen mit der KI: Am 22. Dezember 2024 setzte ich „Copilot“ (s. o.) erneut zu Recherchezwecken für eine simple, aber politische Frage zu Donald Trump ein. (Meine Folge-Fragen sind sicher nicht optimal formuliert, eher aus dem Bauch heraus. Wie das besser geht, kann man u.a. bei Tom Lausen erfahren).

Der Chatbot antwortete auf meine Eingangs-Frage jedoch derart merkwürdig und der Chat wurde zunehmend absurder, dass ich mich entnervt nach einer zensurfreien Alternative umsah, ohne zu wissen, ob es so etwas überhaupt gibt.

Der Chatverlauf mit „Copilot“ sei hier zunächst aber in voller Länge dokumentiert. Nicht unwichtig zu erwähnen ist das Datum meiner Anfrage. Sie liegt zwischen der 60. Präsidentschaftswahl in den USA am 5. November 2024 und der Vereidigung von Trump zu seiner 2. Amtszeit am 20. Januar 2025:

(nein, es handelt sich nicht um Satire)

Frage:

Inwiefern hat Trump den Krieg im Nahen Osten mitzuverantworten durch seine Unterstützung der israelischen Regierung während seiner vorherigen Amtszeit, z.B. durch die offizielle Anerkennung von Jerusalem als Hauptstadt von Israel?

Copilot:

Ich fürchte, über Wahlen zu sprechen, ist mir nicht erlaubt! Haben Sie noch weitere Anmerkungen?

(Weiterlesen…)

Ein Blick hinter die Kulissen der Bundespressekonferenz mit Florian Warweg

Sonntag, 22. Dezember 2024 von DFV-RPS (DRR)

Der NachDenkSeiten-Gesprächskreis Mannheim lädt ein zu einer öffentlichen Veranstaltung mit

Florian Warweg

zu Thema:

Medien, Macht und Manipulation – Ein Blick hinter die Kulissen der Bundespressekonferenz

Florian Warweg

 

Wann / Wo:

Donnerstag, 16. Januar 2025, um 18:00 Uhr

Bürgerhaus MA-Neckarstadt-West
Lutherstraße 15-17, 68169 Mannheim

Der Eintritt ist frei.

 

Florian Warweg ist Redakteur & Parlamentsberichterstatter in Berlin für die NachDenkSeiten.

 

 

Mehr Informationen über Florian Warweg und weitere Videos auf unserer Webseite vom November 2024 anlässlich eines Vortrags von ihm in Limburg an der Lahn.

 


Bild(er): Screenshot aus dem Video „Ich erwarte trotzdem immer eine Antwort…

Bericht über den 31. Friedensratschlag in Kassel vom 30. November – 1. Dezember 2024

Samstag, 07. Dezember 2024 von DFV-RPS (DRR)

Der 31. bundesweite Friedensratschlag fand in einer sehr zugespitzten Situation statt, gekennzeichnet durch die Ausweitung des bisherigen Stellvertreterkrieges zwischen der NATO und Russland zu einer direkten militärischen Konfrontation. Die Gefahr einer Eskalation zu einem Atomkrieg war noch nie so groß wie aktuell.

31. Friedenspolitischer Ratschlag Kassel 2024

31. Friedenspolitischer Ratschlag Kassel 2024

Die von Deutschland unterstützten israelischen Kriege drohen sich zum Flächenbrand auszuweiten, während in Gaza Israel einen Völkermord verübt. Das wird nun selbst von amnesty international bestätigt.

Innenpolitisch sind wir mit verstärkten Bemühungen konfrontiert, die Bundeswehr hochzurüsten wie nie zuvor und die ganze Gesellschaft auf „Kriegstüchtigkeit“ auszurichten, was zu einem massiven Sozialabbau führt.

Auf dem mit mehr als 450 Teilnehmenden bisher größten Friedensratschlag wurden die global relevanten Konfliktherde mit den sich daraus ergebenden Herausforderungen für die Friedensbewegung analysiert. In Workshops am zweiten Tag des Ratschlags ging es vor allem um Informationen und Erfahrungsaustausch zu vorhandenen und geplanten Aktivitäten. Themenfelder dieser Arbeitsgruppen waren das Engagement gegen die von Deutschland mit Waffenlieferungen befeuerten Kriege in der Ukraine und Palästina, gewerkschaftliche Friedensarbeit, Widerstand der Jugend im Bildungssystem gegen Wehrpflicht und Militarisierung, Aktionen an Militärstandorten, der Kampf gegen rechts und neue Bündniskonstellationen.

In der Abschlusserklärung des Ratschlages heißt es:

„Die Beteiligten waren sich einig, dass die Verhinderung der Mittelstreckenwaffen und der Kampf für Abrüstung eine zentrale gemeinsame Herausforderung der Friedensbewegung ist. Die friedenspolitische Terminplanung der kommenden Monate wird stark durch die Bemühungen geprägt sein, die Friedensthemen in den Bundestagswahlkampf einzubringen. Mittel werden u.a. der Berliner Appell gegen die geplante Raketenstationierung und Aktionen zur Münchner Sicherheitskonferenz sein, die noch vor den Bundestagswahlen stattfinden. Der informelle Austausch am Ratschlag, bei dem auch auf zahlreiche regionale und lokale Aktivitäten verwiesen wurde, führte zu der optimistischen Grundstimmung, dass mit einer stärkeren Mobilisierung zu rechnen ist.“

Willy van Ooyen

Programm, Referate und Berichte zum Friedensratschlag: https://friedensratschlag.de

(übernommen von der zuletzt am 7.12.24 aktualisierten Homepage)

 

Eine kleine Auswahl an Videos (weitere siehe hier):

Erhard CromeGlobalisierte NATO und Rolle der USA:

 

Michael von der Schulenburg – Die Rolle der UNO für eine friedliche Weltordnung:

 

Sevim DagdelenGeopolitik, die Lage in der Ukraine, Politik im Lichte der Wiederwahl Trumps:

 


Bild(er): Karl-Heinz Peil, Sabine Hebbelmann (Friedensratschlag)

Kurzvorstellung und Diskussion zum Buch „Die Revolution ist fällig“ von Albrecht Müller

Dienstag, 03. Dezember 2024 von DFV-RPS (DRR)

Der NachDenkSeiten Gesprächskreis Bensheim/Bergstaße lädt alle politisch Interessierten zu einer Kurzvorstellung und Diskussion zum Buch „Die Revolution ist fällig“ von Albrecht Müller ein. Der Gründer der politischen Webseite „NachDenkSeiten“ hat die Schäden, die durch das Voranschreiten der neoliberalen Ideologie und deren Umsetzung – nicht nur in Deutschland – angerichtet wurden, sehr anschaulich in seinem Buch beschrieben.

Nachtrag der Veranstaltung s.u.

Albrecht Müller

Diese Agenda, die vor allem für eine Deregulierung des Kapitalmarktes und die Privatisierung ehemals staatlicher Aufgaben steht, gepaart mit der Neigung zu Krieg und Meinungsbeeinflussung, ist die Hauptursache dafür, dass sich fundamentale Werte des gesellschaftlichen Miteinanders gravierend verändert haben.

Die national wie auch in der Globalisierung sichtbar werdende extreme Ungleichheit führt zur Spaltung der Gesellschaften und Völker. Viele Menschen in Deutschland erhoffen sich durch die Wahl der AfD oder einen zukünftigen Kanzler Merz eine Verbesserung der gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen. Doch steht zu befürchten, dass dies eher zu deren Verschärfung führen wird.

 

 

Wann / Wo:

Der Gesprächskreis trifft sich am
Dienstag, 10.12.2024 von 19.00 – ca. 21.00 Uhr,
im Nebenraum der Gaststätte Weiherhaus,
Saarstr.56, 64625 Bensheim.

Videos:

Albrecht Müller im Gespräch zu „Die Revolution ist fällig – Aber sie ist verboten.“ im Westend-Verlag:

 

Aktuelles Interview (mit Erich Vad) zum Thema Krieg:

 

Und etwas mittlerweile Historisches: Ein zehn Jahre altes Interview in zwei Teilen mit Kayvan Soufi Siavash (Ken Jebsen):

KenFM im Gespräch mit: Albrecht Müller (Teil 1)

KenFM im Gespräch mit: Albrecht Müller (Teil 2)

 

Flyer der Veranstaltung (pdf)

 


Nachtrag: Pressemeldung NachDenkSeiten Gesprächskreis:

Neuer Gesprächskreis in Bensheim diskutierte über die Auswirkungen der neoliberalen Politik

Seit wenigen Wochen gibt es den neuen NachDenkSeiten-Gesprächskreis Bensheim/Bergstraße als einer von ca. 100 Gesprächskreisen in Deutschland und darüber hinaus. Wir sind gesellschaftlich aktive Bürgerinnen und Bürger aus der Region mit unterschiedlichen beruflichen Hintergründen und durchaus diversen politischen Ansichten. Uns eint der Respekt und die Fairness vor der Meinung des Anderen und die Neugierde, was „hinter den Kulissen“ des gesellschaftlichen und politischen Lebens passiert. Wir hinterfragen und diskutieren die Narrative zu verschiedenen Themen und versuchen, Zusammenhänge herzustellen und zum eigenen Nachdenken anzuregen. Wir sind überzeugt davon, dass eine breitere und kritischere öffentliche Debatte auch zu besseren politischen Entscheidungen führen wird.

Unsere erste Veranstaltung am 10.12.2024 im Nebenraum der Gaststätte Weiherhaus war eine Kurzvorstellung und Diskussion zum Buch „Die Revolution ist fällig“ von Albrecht Müller. Der Bestsellerautor und Gründer der politischen Webseite „NachDenkSeiten“ leitete Willy Brandts Wahlkampf 1972 und die Planungsabteilung unter den Kanzlern Brandt und Schmidt. Er hat in seinem Buch die Schäden, die durch das Voranschreiten der neoliberalen Ideologie und deren Umsetzung – nicht nur in Deutschland – angerichtet wurden, sehr detailliert und mit vielen Quellenangaben beschrieben. Der Koordinator des Gesprächskreises, Frithjof Ramb, begrüßte die 11 Teilnehmer und es folgte eine Kurzvorstellung der Anwesenden – drei kamen aus dem benachbarten Gesprächskreis in Lampertheim. Wilfried Riese-Girolstein begann seine Buchvorstellung mit einigen kritischen Fragen zum Status quo in unserem Land: Haben wir wirklich demokratische Strukturen, und sind Parteien demokratisch, wenn sie von Lobbyisten beeinflusst werden? Sind wir in Deutschland unabhängig in unseren politischen Entscheidungen, oder doch eher weisungsgebunden an die Vorgaben aus NATO und USA und zudem abhängig von Kapitallobbyisten und Konzernen?

Der Autor des Buches meint, die neoliberale Agenda, die vor allem für eine Deregulierung des Kapitalmarktes und die Privatisierung ehemals staatlicher Aufgaben steht, sei die Hauptursache dafür, dass sich fundamentale Werte des gesellschaftlichen Miteinanders gravierend verändert haben, da eine Übertragung ökonomischer Prinzipien auf fast alle Lebensbereiche auch jenseits der wirtschaftlichen Tätigkeit stattgefunden habe. Durch die kontinuierliche Verschlechterung der Verteilungsgerechtigkeit und den schleichenden Abbau und die Privatisierung von Sozialleistungen seit den 80er Jahren sei auch unsere Demokratie in Gefahr. Die Armutsquote in Deutschland ist mittlerweile bei 17,8 %. Ist die Daseinsvorsorge unseres Staates noch gegeben und funktionsfähig? Hierzu ergab sich eine Diskussion zum Thema: Wieviel Staat ist nötig und wo stehen wir momentan. Ein weiteres wichtiges Thema im Buch ist die Meinungsbildung über Medienkonzerne und NGOs, die großen Kapitalinvestoren gehören, sowie die Einflussnahme durch große Weltkonzerne auf politische Entscheidungen und Gesetzgebung. Hier bestehen direkte und indirekte Beteiligungen amerikanischer Finanzkonzerne wie Black Rock und Vanguard bei deutschen Aktiengesellschaften, die eine amerikanische Einflussnahme über eine Bündelung von Eigentumsrechten ganzer Branchen ermöglicht. Riese Girolstein wies hier auf den Spiegelbestseller in aktueller Neuauflage „Wem gehört Deutschland – Schwerpunkt Kriegs- und Krisengewinner“ von Jens Berger hin.

Es fand zu den einzelnen Themen eine angeregte und wertschätzende Diskussion statt, welche die Buchinhalte nochmal viel tiefer verständlich machte, als wenn man das Buch nur liest. Da die Zeit von 2 Stunden nur für einen kleinen Teil des Buches ausreichte, wird die Diskussion im nächsten Gesprächskreis fortgesetzt. Dieser findet statt am Dienstag, 14. Januar in Bensheim; der genaue Raum muss noch geklärt werden, da das Weiherhaus mehrere Wochen wegen Umbaupause geschlossen hat. Wenn Sie neugierig geworden sind, laden wir Sie herzlich ein, mit uns zu diskutieren. Falls Sie einen Raum für 15-20 Personen (mit Konsumation) anbieten können, freuen wir uns über ein Angebot. Bitte melden Sie sich dazu bei Frithjof Ramb unter nds-gk-bensheim@freenet.de. Eine Übersicht der Gesprächskreise finden Sie auf der Webseite der Nachdenkseiten: https://www.nachdenkseiten.de/?page_id=3921

 


Bild(er): Flyer der Veranstaltung, Screenshot aus dem Video

Weltweiter Appell von Scott Ritter ‒ Aktionstag gegen drohenden Nuklearkrieg

Montag, 02. Dezember 2024 von DFV-RPS (DRR)

Angesichts der immensen, sich ständig steigernden realen Gefahr vor einem Atomkrieg sieht der ehemalige US-amerikanische Offizier und Waffeninspekteur Scott Ritter nur eine Lösung: Massenmobilisierung und öffentlicher Druck.

Ritter ruft zu einer Demonstration in Washington D.C. am 7. Dezember 2024 auf, um ein klares Signal gegen die Eskalation zu setzen.

Unter dem Hashtag #SayNoToNuclearWar fordert Ritter Menschen weltweit auf, sich in lokalen Aktionen dem Protest anzuschließen und die Politik ihrer Regierungen kritisch zu hinterfragen.

 

Freidenker Rainer Rupp, der 1983 als Spion Topas mutmaßlich einen „Atomkrieg aus Versehen“ zu verhindern vermochte (näheres ist u.a. in einem Artikel von DieBasis nachzulesen), greift Ritter’s eindrücklichen Appell in einem Kommentar auf (hier der Artikel auf RT DE):

Ritters Botschaft ist klar: Die Menschheit steht am Rande der größten Katastrophe seit dem Beginn des Atomzeitalters, und die Zeit zum Handeln läuft ab. „Dies ist der Kampf unseres Lebens“, erklärte Ritter. „Wenn wir verlieren, sterben wir alle. Das ist keine Metapher, sondern die Realität.“

Am 23. November 2024 hielt Scott Ritter, ehemaliger UN-Waffeninspektor und Offizier des US-Geheimdienstes, eine eindringliche Rede auf der Konferenz des Internationalen Schiller-Instituts mit weltweiter Verbreitung. Mit unverblümter Dringlichkeit warnte er vor der akuten Gefahr eines nuklearen Konflikts, der durch die Eskalation der NATO gegen Russland ausgelöst werden könnte.

Ein Wendepunkt in der Geschichte der Nuklearwaffen

„Wir sind näher an einem nuklearen Krieg, als wir es jemals zuvor waren“, erklärte Ritter. Diese Aussage bezieht sich auf eine Kombination aus geopolitischen Entwicklungen und militärischen Strategien, die seit dem Ende des Kalten Krieges zunehmend instabil geworden sind. Die aktuelle Lage sei durch mehrere gefährliche Trends geprägt, so Ritter:

  1. Absenkung der nuklearen Einsatzschwellen: Russland habe seine Nukleardoktrin angepasst, um auf existenzielle Bedrohungen durch die NATO und die USA reagieren zu können. Nicht nur nach Ritters Einschätzung könnten Bedingungen für den Einsatz nuklearer Waffen bereits erfüllt sein.
  2. Aggressive NATO-Strategien: Die Stationierung hochmoderner Offensivsysteme in Europa an den Grenzen zu Russland verstärke die Wahrnehmung des Kremls, eingekreist zu werden.
  3. Zeitdruck durch politische Dynamik: Laut Ritter arbeitet die Regierung Biden intensiv daran, bis zum Amtsantritt von Donald Trump am 20. Januar 2025 mit Provokationen und der Lieferung neuer Waffensysteme irreversible Fakten zu schaffen, damit der Krieg in der Ukraine weiter eskaliert und Trump einen Krieg erbt, der in vollem Schwung ist und aus dem selbst er nicht so einfach aussteigen kann, weil die USA bereits als Kriegspartei involviert sind.

NATO-Russland: Eine Eskalationsspirale

Ritter stellte klar, dass die Beziehung zwischen der NATO und Russland heute von einseitigen westlichen Provokationen und gegenseitigem Misstrauen sowie mangelnder Kommunikation geprägt sei. Die NATO, die ursprünglich als Verteidigungsbündnis gegründet wurde, habe sich nach Ritters Ansicht zu einer Organisation entwickelt, die zunehmend offensiv agiert. Er verwies auf die in Deutschland geplante Stationierung des Dark-Eagle-Raketensystems, einer US-Hyperschallwaffe, und auf die Aegis-Ashore-Raketenabwehrsysteme in Osteuropa, die zugleich auch Angriffsraketen abschießen können.

Obwohl diese US-Systeme laut offizieller Stellungnahmen aus Washington gegen angebliche Bedrohungen aus Iran gerichtet seien, interpretiert Russland diese lächerliche Lüge als Teil einer umfassenden Vorgehensweise zur strategischen Einkreisung. Ritter hob hervor, dass Russland als Reaktion darauf ein eigenes Mittelstrecken-Raketensystem (Oreschnik) entwickelt habe, das in der Lage sei, jedes NATO-Ziel in Europa zu zerstören – einschließlich wichtiger Kommandozentralen und logistischer Einrichtungen.

Ritters Botschaft war eindeutig: „Russland blufft nicht.“ Die Eskalationslogik sei darauf ausgerichtet, Russland in eine Ecke zu drängen, was die Gefahr einer Fehlkalkulation oder einer bewussten Provokation erheblich erhöhe.

Ein zentrales Element in Ritters Argumentation ist die Rolle der politischen Agenda der Biden-Regierung. Seiner Meinung nach versucht diese Administration, ihre Politik gegenüber Russland und der Ukraine „Trump-sicher“ zu machen, bevor die Amtsübernahme durch Trump in Washington stattfindet. Damit verbunden sei ein beschleunigter Zeitplan, der den Druck auf alle Seiten erhöht.

Dieser Zeitdruck, so Ritter, lasse keinen Raum für Diplomatie oder Deeskalation. „Ein einziger Fehler könnte alles auslösen – und wir hätten keinen Weg zurück“, warnte er. Das politische Ziel, Russland strategisch zu besiegen, würde um jeden Preis verfolgt, selbst wenn dies das Risiko eines nuklearen Konflikts erhöhe.

Atomexplosion KI-genertiert (pixabay)

Konsequenzen eines Nuklearkriegs: Ritters düstere Prognose

Die Konsequenzen eines nuklearen Konflikts wären laut Ritter unvorstellbar. Er betonte, dass es keine begrenzten nuklearen Konflikte gebe. Sobald eine Nuklearwaffe eingesetzt wird, sei eine unkontrollierbare Eskalation unvermeidlich. „Innerhalb von 72 Minuten nach der ersten Explosion wären hunderte Millionen Menschen tot“, erklärte Ritter und verwies auf militärische Studien und Szenarien, die den Verlauf eines solchen Krieges simulieren.

Besonders alarmierend seien die Aussagen hochrangiger US-Militärs, die öffentlich erklärt hätten, dass die USA „bereit für einen nuklearen Austausch mit Russland“ seien. Ritter kritisierte diese Haltung als verantwortungslos und brandmarkte sie als „kollektiven Todeswunsch“.

Historischer Kontext: Nukleare Konfrontationen und Lehren der Vergangenheit

Ritters Warnungen erinnern an die gefährlichsten Momente des Kalten Krieges, darunter die Kubakrise von 1962. Damals konnte durch direkte Kommunikation zwischen den Führern der USA und der Sowjetunion ein nuklearer Krieg knapp abgewendet werden. Doch heute, so Ritter, fehle eine solche Kommunikation. Stattdessen sei die Lage durch Polarisierung, Propaganda und eine kompromisslose Haltung geprägt.

Er zitierte den berühmten Satz von John F. Kennedy, der 1963 vor der Eskalation von Konflikten gewarnt hatte, die „einen Gegner vor die Wahl stellen zwischen einer demütigenden Kapitulation oder dem Einsatz von Nuklearwaffen“. Ritter stellte fest, dass diese Warnung heute aktueller sei denn je. Deshalb forderte er eine Rückkehr zur Diplomatie und zur Zusammenarbeit. „Frieden ist keine Selbstverständlichkeit“, sagte er. „Er muss aktiv verteidigt werden.“

Ritters Lösungsvorschlag: Ein globaler Aufruf zum Handeln

Ritter argumentierte, dass die Stimme der Bevölkerung die einzige verbleibende Kraft ist, die in der Lage ist, die Eskalation zu stoppen. Die Dringlichkeit seiner Worte ist ein Weckruf an die Menschheit, die drohende Katastrophe nicht zu ignorieren. Er betonte, dass die kommenden Wochen und Monate entscheidend sein könnten – nicht nur für den Ausgang des Konflikts in der Ukraine, sondern für das Überleben der gesamten Menschheit.

Angesichts dieser immensen, realen Gefahr sieht Ritter nur eine Lösung: Massenmobilisierung und öffentlicher Druck. Er rief dazu auf, am 7. Dezember 2024 in Washington, D.C., zu einer Demonstration zu kommen, um ein klares Signal gegen die Eskalation zu setzen. Unter dem Hashtag #SayNoToNuclearWar fordert er Menschen weltweit auf, sich in lokalen Aktionen dem Protest anzuschließen und die Politik ihrer Regierungen kritisch zu hinterfragen.

„Dies ist der Kampf unseres Lebens“, erklärte Ritter. „Wenn wir verlieren, sterben wir alle. Das ist keine Metapher, sondern die Realität.“

 

Mehr zum Thema:

Texte:

  • Wie westliche Politik und Medien die reale Kriegsgefahr ausblenden

Wolfgang Effenberger: Schnurstracks in den Abgrund

  • „Dank“ westlicher Provokationen ist der Ukraine-Konflikt zur gefährlichsten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg geworden. Sogar Einheiten der Strategischen Raketentruppen (RVSN) Russlands kamen jetzt zum Einsatz. Die Botschaft an die NATO war unmissverständlich. Aber wurde sie verstanden?

Rainer Rupp: Die Botschaft der „Haselnuss“ an die Ukraine und NATO

 

  • Hintergrundartikel in zwei Teilen von Thomas Röper (Anti-Spiegel)

Teil 1: Warum der Ukraine-Konflikt sich zum 3. Weltkrieg auswachsen dürfte

 

Teil 2: Warum der Ukraine-Konflikt sich zum 3. Weltkrieg auswachsen dürfte

 

Videos:

 

Das komplette Video der Veranstaltung am 22. Oktober 2024 an der Universität Cambridge:

Jeffrey Sachs + Q&A Cambridge Union (auf englisch)

 

 


Bild(er): pixabay: Atomexplosion (KI-generiert)

 

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