Deutscher Freidenker-Verband e.V. – Rheinl.-Pfalz / Saar

Einladung zu Konzert und Lesung aus den Kriegstagebüchern von Astrid Lindgren 1939 – 1945

Der Freidenker-Verband lädt gemeinsam mit dem Verband Arbeiterfotografie und der DKP Darmstadt zu einer konzertanten Lesung ein:

„Die Menschheit hat den Verstand verloren“

Johanna Arndt liest aus den Kriegstagebüchern von Astrid Lindgren (1939 – 1945) und singt Lieder von Jacques Prevert, Bertolt Brecht, Kurt Tucholsky und Erwin Strittmatter.

Am Piano begleitet wird sie von Uwe Streibel, der auch zu den Tagebuchtexten atmosphärisch passende Stücke von Alfred Schnittke, Robert Schumann, Astor  Piazzolla, Frederic Chopin und Johann Sebastian Bach beisteuert.

Johanna Arndt

Die Kriegstagebücher von Astrid Lindgren 1939-1945

Pippi Langstrumpf, Michel aus Lönneberga, Ronja Räubertocher, Kalle Blomquist, Lotta, Karlsson vom Dach, die Kinder aus Bullerbü, Madita – für ihre Kinderbücher ist Astrid Lindgren weltberühmt. Astrid Ericsson machte eine Joumalistenausbildung bei der Lokalzeitung Vimmerby Tidning. 1939 begann die damals noch unbekannte Astrid Lindgren mit ihren Kriegstagebüchern, die sie kontinuierlich bis 1945 fortsetzte. Die Tagebücher waren nicht für die Öffentlichkeit gedacht, sondern dem Drang Lindgrens im neutralen Schweden geschuldet, zu verstehen, was in der Welt plötzlich vor sich geht. Dabei bediente sie sich der örtlichen Zeitungen, aber auch bei ihrer Arbeit bei der Postkontrollanstalt Schwedens, welches ihr Einblick in Briefe aus dem Ausland gab. „Schmuddeljob“ nannte sie diese Arbeit.

Sie schrieb auch mal Briefe ab, was ihr strikt verboten war., z. B. im März 1941 von einem Juden, der in Schweden lebte und die Deportation anderer Juden nach Polen beschreibt. „Hitler beabsichtigt offenbar, ganz Polen in ein einziges Ghetto zu verwandeln, in dem die armen Juden an Hunger und Dreck sterben“, notiert sie. Astrid Lindgren erlebt im neutralen Schweden nicht die gleichen Entbehrungen wie in anderen europäischen Ländern, aber ihre Trauer und Bestürzung über derart großes Leid ist beeindruckend. Trotz ihrer umfangreichen Recherchen kann sie anfänglich kaum über die bürgerliche Sicht des Geschehens hinausblicken. Obwohl sie Deutschland als „bösartige Bestie“ bezeichnet, die bereits über die Nachbarländer hergefallen ist und sie längst über die Konzentrationslager Bescheid weiß, hält sie anfangs die Sowjet-Union für die größere Gefahr. Bei der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels in der Paulskirche sagte sie: „Wir alle wissen, dass ein neuer Weltkrieg keinen von uns verschonen wird, und ob ich unter einem neutralen oder nicht-neutralen Trümmerhaufen begraben liege, das dürfte kaum einen Unterschied machen.“

Schweden ist inzwischen der NATO beigetreten. Heute, da der Krieg in der Ukraine die Gefahr eines atomaren Flächenbrandes in sich birgt, sind ihre Aufzeichnungen von erschreckender Aktualität. Am l. September 1939 hält Astrid Lindgren in ihrem Tagebuch fest: “Oh! Heute hat der Krieg begonnen. Niemand wollte es glauben.”

 

Wann / Wo:

Freitag, 14. Oktober 2024, um 19:00 Uhr
Ort: „HoffART-Theater“
Lautschlägerstr. 28a
Darmstadt

Eintritt: 12 €, ermäßigt 6,€

Anreise mit Bahn und Bus: Vor dem Hauptbahnhof nehmen Sie den Bus H bis Kopernikusplatz. Von dort laufen Sie die Lautenschlägerstraße ca. 500 m nach unten. Der Eingang des HoffART – Theaters ist vor dem Cafe Bleu. Fahrpläne sind auf der Seite des RMV einsehbar.

 

Uwe Streibel

Uwe Streibel arbeitet nach seiner Ausbildung am Sankt Petersburger Konservatorium als freiberuflicher Pianist in Berlin auf den Gebieten der Liedbegleitung, Kammermusik, Chorkorrepetition. Konzertverpflichtungen führten ihn nach Beijing (China), Sofia (Bulgarien), Tel Aviv (Israel), Frankreich, Italien, Polen.

 

Aus dem Darmstädter Echo vom 25.05.2022:

Johanna Arndt kommt nach ihrem beeindruckenden Konzerten im September 2019 („Gefängnisbriefe“) und im Mai 2022 („Denn der Menschheit drohen Kriege“) mit einer konzertanten Lesung aus den Kriegstagebüchern von Astrid Lindgren nach Darmstadt zurück.

(…) Die bekannte Interpretin Gisela May habe ihr die Antikriegslieder beim Interpretationskurs nähergebracht, erzählt Arndt im Gespräch vor ihrem Darmstadt-Besuch. Mays Anregungen stießen auf offene Ohren: Die junge Sängerin war autobiografisch durch Kriegserlebnisse in ihrer Familie geprägt. Ihr Großvater kämpfte im Ersten Weltkrieg, „danach war er ein ganz starker Nazi-Gegner“, sagt sie; „er hat nie ein Hitler-Bild aufgehängt.“ Ihr eigener Vater fıel im Zweiten Weltkrieg; Arndt wuchs als Tochter einer Kriegswitwe auf: „Das hat mich immer berührt.“ (…) In den Siebzigern war Arndt in der DDR unterwegs mit einem Programm namens „Brecht und seine Komponisten“. Dazu erzählt sie, wie wichtig es für den linken Dichter und Dramatiker zeitlebens war, dass seine Texte vertont und gesungen werden: „Dann sind sie verewigt wie die Fliege im Bernstein“, zitiert Amdt den Autor. Sie selbst wolle mit ihren Auftritten dazu beitragen, dass Brechts Worte weitergetragen werden. (…) Zu Arndts Geschichte gehört auch, dass sie als Solo-Künstlerin häufig mit dem Zentralen Orchester der NVA unterwegs war. Dann mit einem ganz anderen Programm: Bei Auftritten in Polen, Russland, Kuba, Mosambik und anderen „Bruderländern“ wurde eher die Folklore der Gastländer vorgetragen, erinnert sich die Sängerin. Die „Ausbeutung des Menschen durch den Menschen“ gehe indes weiter, sagt die Künstlerin mit einem Wort Hanns Eislers, den sie ebenfalls verehrt. Dessen Lieder seien immer noch aktuell – „weil die Menschheit eben nicht lernt.“

 

Flyer als pdf

 


Bild(er): Veranstaltungsflyer
Dieser Beitrag wurde am Montag, 16. September 2024 um 15:48 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Allgemein, Termine & Veranstaltungen abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen. Du hast die Möglichkeit einen Kommentar zu hinterlassen, oder einen Trackback von deinem Weblog zu senden.

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